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Die eSIM in der Schweiz
Interview mit Ralf Beyeler
Die klassische SIM-Karte wird mehr und mehr durch die eSIM abgelöst. Als einer der ersten Schweizer Anbieter haben auch wir bei Digital Republic auf die eSIM gesetzt und bieten alle unsere Tarife auch in dieser Form an. Der renommierte Telekomexperte Ralf Beyeler hat sich mit unserem Co-Founder Marco Arnold zu einem Interview getroffen, um über das Potenzial der eSIM zu sprechen. So viel sei gesagt: Längst nicht alle Anbieter wissen mit der neuen Technologie umzugehen und die Verbreitung der eSIM steckt in der Schweiz wohl noch in den Kinderschuhen. Die Vorteile für die Nutzer:innen dürften den Mobilfunkmarkt dennoch nachhaltig prägen. Alle Fragen und Antworten findet ihr exklusiv hier.
Das Interview
Marco Arnold: Verwenden Sie in Ihrem aktuellen Smartphone eine eSIM?
Ralf Beyeler: Nein, ich habe keine eSIM aus einem einfachen Grund: Ich verwende momentan ein durchschnittliches Smartphone mit Android und bei Android Handys sind es vorwiegend die neueren und teureren Geräte, die eSIM unterstützen. Mein aktuelles Gerät ist nun doch auch schon über zwei Jahre alt und ich möchte mir aus ökologischen Gründen nicht unbedingt jedes Jahr ein neues Gerät kaufen. Mein Gerät unterstützt also schlichtweg noch keine eSIM.
MA: Wie viele Schweizerinnen und Schweizer besitzen aktuell eine eSIM?
RB: Genaue Zahlen dazu habe ich nicht, aber man kann einen Blick auf die Geräte werfen, die eSIM unterstützen. Apples iPhones beispielsweise unterstützen eSIMs seit einigen Jahren standardmässig. Man kann also zumindest von iPhone Nutzern behaupten, dass diese fast alle die Möglichkeit haben auch eSIMs zu nutzen. Bei den Android Geräten sieht das ganze komplett anders aus: Hier hat der Grossteil der verkauften Geräte heute noch keine eSIM-Unterstützung. Wer sich also nicht gerade ein High-End Android-Phone kauft, kann heute noch nicht mit einem eSIM-fähigen Gerät rechnen.
MA: …und wie sieht es mit der Nutzung der eSIM aus?
RB:Betrachtet man die Nutzung von eSIM, stellt man schnell fest, dass diese in der Schweiz noch eine Nische darstellt. Das liegt einerseits an den Geräten selbst, andererseits gibt es in der Schweiz aber auch noch viele Anbieter, die mit dem Thema eSIM einen speziellen Umgang pflegen. Bei einem der drei grossen Schweizer Anbieter ist es beispielsweise so, dass man für den Kauf einer eSIM nach wie vor in einen physischen Shop gehen muss. Dort kauft man sich dann eine Kartonkarte, auf welcher der QR-Code für die eSIM aufgedruckt ist. Mir ist völlig schleierhaft, wie man auf so einen Prozess kommen kann.
Ralf Beyeler, Telekomexperte Moneyland«Da frage ich mich schon, was die Produktmanager bei der Entwicklung dieser Prozesse geraucht haben, dass sie ein komplett digitales Produkt nicht über das Internet, sondern in physischen Geschäften verkaufen.»
Es würde auch kaum jemand auf die Idee kommen, ein online gekauftes eTicket für den Zug, dann noch am Bahnhofsschalter drucken zu lassen und abzuholen, bevor man in den Zug einsteigt.
Es scheint fast so als wollten gewisse Anbieter den Kundinnen und Kunden beim Kauf einer eSIM bewusst Steine in den Weg legen. Solange es aber Anbieter gibt, die ihre eSIMs auf so kundenunfreundliche Weise verkaufen wie oben beschrieben, wird die Entwicklung der eSIM in der Schweiz natürlich enorm gebremst, selbst bei Personen, die ein Smartphone haben, das eSIMs eigentlich unterstützen würde.
Ralf Beyeler, Telekomexperte Moneyland«Es gibt aber natürlich auch Anbieter, die wesentlich bedachter agieren auf dem Mobilfunkmarkt und durchgehend digitale Lösungen anbieten. Einer dieser Anbieter ist sicherlich Digital Republic.»
MA: Vielen Dank für die Blumen! Was denken Sie ist der Grund dafür, dass Anbieter den einfachen Kauf von eSIMs derart verhindern?
RB:Das ist schwierig zu sagen. Eine Überlegung könnte sein, dass sie mehr Roaming-Pakete verkaufen können. Denn ein grosser Vorteil von eSIMs ist, dass man das klassische Roaming umgehen kann. Wenn ich beispielsweise in die Ferien fahre, lade ich mir einfach schnell eine lokale eSIM auf mein Handy und muss so bei meinem Schweizer Netzanbieter kein Roaming-Paket kaufen. Hier können die Kostenunterschiede immens sein.
Ganz konkret: Fliege ich nach Thailand, erhalte ich bei einem lokalen Anbieter ein Volumen von 16GB für 17 Franken. Im Vergleich zu einem Roaming-Paket aus der Schweiz spart man so Hunderte Franken.
MA: Thailand ist ein schönes Beispiel. Ich habe dort eSIM-Pakete gesehen mit unlimitiertem Datenvolumen für zwei Wochen für 20 Dollar. Das ist weit weg von den üblichen Schweizer Roaming-Tarifen.
RB: Genau!
MA: Eine eSIM ist offensichtlich für die Ferien enorm spannend. Sehen Sie weitere Vorteile, die man mit einer eSIM geniesst?
RB: Ein klarer Vorteil ist sicher auch die Tatsache, dass ich als Kunde nicht mehr auf meine SIM-Karte warten muss. Ich habe die Möglichkeit viel schneller verbunden zu sein. Besonders wenn das so elegant gelöst ist wie bei Digital Republic, wo ich einfach eine eSIM online bestellen kann und der gesamte Registrierungsprozess inkl. ID-Überprüfung online abläuft. Ich komme sofort zu meiner eSIM via QR-Code im E-Mail und kann loslegen.
Und, worüber ich selbst auch immer wieder fluche: Bei gewissen Handys ist es supermühsam die physische SIM-Karte zu wechseln, sie kann verkanten, stecken bleiben, die Kontakte können defekt sein und so weiter. Das hat man bei der eSIM nicht mehr.
MA: Jetzt hat sich also die physische SIM-Karte über die letzten dreissig Jahre vorwärtsentwickelt, wurde dann immer kleiner und verschwindet jetzt wohl auch irgendwann komplett. Denken Sie das wird auch zu einer gewissen Revolution oder zumindest Umwälzung auf dem Mobilfunkmarkt führen?
RB: Das ist schwer einzuschätzen. Die SIM-Karte – oder neu die eSIM – fungiert lediglich als Ausweis, damit ich mich im Netz meines Anbieters identifizieren und seine Dienste nutzen kann. Es bleibt zu hoffen, dass trotz der doch relativ starken Strukturen mit hohen Marktanteilen, die in der Schweiz im weltweiten Vergleich vorherrschen, unabhängige Anbieter wie Digital Republic neue Produkte auf den Markt bringen, um die Grossen auch etwas unter Druck zu setzen. In der Schweiz sind wir leider seit 2 Jahrzehnten in einer Lage, in der der grösste Anbieter etwas um die 60% Marktanteil geniesst und sich das auch kaum verändert.
Ralf Beyeler, Telekomexperte Moneyland«Die eSIM könnte dazu führen, dass Kundinnen und Kunden vielleicht auch etwas schneller dazu bereit sind einen anderen Service auszuprobieren und entsprechend auch eher wechseln, da der Gang in ein Geschäft entfällt und auch mehrere SIM-Profile parallel genutzt werden können.»
Hier sehe ich die grösste Chance für die kleineren Anbieter mit innovativen Produkten. Am Ende kommt es aber natürlich immer auf das Angebot an. Die eSIM wird einfach ein kleiner Teil eines neuen Angebots sein. Viel wichtiger ist also, dass das neue Angebot insgesamt überzeugt und den Leuten auch eine Möglichkeit gibt, das Produkt unverbindlich zu testen.
MA: Das sind sehr spannende Inputs und an einigem sind wir natürlich auch bereits dran. Gerade mit unverbindlichem Testen und einer freien Vertragsgestaltung mit einfachem Wechsel versuchen wir uns im Markt zu positionieren.
Ralf Beyeler: Darf ich da kurz einhaken: Das Thema «Wechsel» ist für mich nicht das Hauptaugenmerk bei eSIM. Es ist immer schwierig einen Kunden oder eine Kundin zu einem Wechsel zu bewegen. Man sollte die Kundschaft der anderen Anbieter also nicht grundsätzlich zu einem Wechsel bewegen, sondern eher das eigene Angebot attraktiv gestalten und dann einen leichten Zugang zum Ausprobieren ermöglichen. Wenn ein Kunde das Wort «Wechseln» hört, wird das oft sofort mit Mühsal und Aufwand verbunden. Das ist nicht zielführend. Gerade Digital Republic hat ja ein klares Alleinstellungsmerkmal dadurch, dass gratis getestet werden kann und alle Prozesse digital ablaufen. Das spricht für sich selbst und so muss man potenzielle Kundinnen und Kunden auch gar nicht mehr mit dem Wort «Wechsel» belästigen.
MA: Sie sprechen mir aus der Seele. Mit der eSIM wird die SIM jetzt zu einem reinen Software-Thema. Man muss nicht mehr über einen analogen Slot eine SIM-Karte einschieben. Denken Sie die Hardwarehersteller, wie etwa Apple könnten hier zu Gatekeepern für die Anbieter werden?
RB: Vorschläge auf den Geräten selbst, wie etwa Apple sie einbauen könnte, werden selten von den Konsument:innen verfolgt. Einfach weil die vorgeschlagenen Anbieter diesen Menschen unbekannt sind. Der Name ist entscheidend bei vielen Kund:innen und sie werden oft keinem Anbieter trauen, den sie nicht kennenlernen konnten oder der ihnen nicht aus ihrem Umfeld bekannt ist. Als Anbieter muss man immer zuerst Vertrauen zur Kundenbasis aufbauen. Das können die Hardwarehersteller nicht einfach umgehen.
MA: Wenn wir jetzt nebst der eSIM etwas über den Tellerrand hinausblicken: Welche technologischen Entwicklungen sehen Sie sonst noch in der Zukunft der Mobilfunkbranche?
RB: Ich denke primär wird es weitergehen wie bisher. 5G wird sich weiter etablieren, dann kommt wohl irgendwann 6G, dann 7G. Es wird immer neuere Mobilfunkstandards geben. Frequenzen werden effizienter genutzt, um den Kundinnen und Kunden schnellere Übertragungsraten zu ermöglichen. Dass es zu einer grossen und schlagartigen Revolution kommen wird, wage ich zu bezweifeln, aber es wird sicher Schritt für Schritt immer weiter gehen und alte Technologien werden von neueren abgelöst werden. Vor 30 Jahren konnte ich mit meinem VHS-Recorder genau eine Fernsehsendung aufnehmen und während der Aufnahme keine andere Aufnahme schauen. Wenn man das mit heute vergleicht, wo ich mit meinem Handy mehr oder weniger alles On Demand streamen kann, was ich möchte, ist das ein enormer Fortschritt in sehr kurzer Zeit. Das hätte damals wohl auch niemand so vorhersagen können, deshalb meine Zurückhaltung bei der Beantwortung der Frage.
Marco Arnold: Genial, vielen Dank für das Gespräch.
Wenn ihr noch nicht bei Digital Republic seid und auch von den Vorteilen der eSIM profitieren wollt, findet ihr über unsere eSIM-Seite einen super einfachen Zugang zu all unseren Tarifen als eSIM. Bestehende Kund:innen können direkt über ihr Kundenportal eine eSIM bestellen, oder ihre physische SIM in eine eSIM umwandeln.
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